Andreas Gabalier sorgt wieder mal für Aufregung! Mancher fühlt sich nun bestätigt denn auch everybodys Darling Marcel Hirscher meinte in einem Zib2-Interview auch er singt die Bundeshymne so wie er sie gelernt hat. Der Unterschied ist aber Marcel hält sich für lernfähig auch die neue Version zu erlernen. Erster, Andreas, ist mir definitiv ziemlich Wurst (das ist Absicht) und der Zweite, Marcel, ist definitiv einer der größten Skisportler die es je gab. Im Winter verbringe ich viel Zeit vor dem Fernseher und fiebere bei jedem Tor mit, poste die Ergebnisse und freue mich wenn er siegt. Hört man seinem ganzen Interview mit Armin Wolf genau zu, erzählt er die Hymne so zu singen wie er sie gelernt hat, aber wenn es von seinen Fans gewünscht wird, lernt er sie auch gerne um. Eine Einsicht die Gabalier nicht hat. Wobei seine Fans das ja auch nicht verlangen würden. Ergebnis ist, im Netz wird wieder einmal heiß diskutiert, nicht nur wird Marcels Aussage gekürzt interpretiert, und für manchen sind Gabaliers Aussagen bei einer Award Verleihung Provokation und für andere Heldentum. Gabalier forderte dort Toleranz dafür ein, das er „Weiberl“ liebt. Der Versuch Conchita Wurst damit zu provozieren scheiterte, elegant und sehr Damenhaft beklatschte sie auch diesen Ausgezeichneten. Und Gott sei dank hat Conchita Wurst am selben Abend einige Awards gewonnen, dann alle anderen Preisträger 2015 sind Männer. Ein Umstand der unserer Musikszene durch aus mehr zu denken geben sollte. Da verlangt es mehr Aktion als Gabaliers Aussagen auszubuhen oder zu pfeifen.
Was mich aber wirklich ärgert ist die Art der Diskussion die jetzt so über das Frauenbild unserer Gesellschaft entsteht. Wir streiten über ein Binnen-I oder über die Töchter in einem Lied, komische provokante Marketingorientierte Aussagen und dabei werden andere Fehleinschätzungen unseres gesellschaftlichen Frauenbildes übersehen. Die Werbung kann hier unzählige Beispiele aufzeigen. Und ich meine hier nicht die offensichtliche „Sex sales“ Werbung. Denn ästhetische schöne Körper sind durchaus legitim. Was mir aber auffällt sind die unterschwelligen Andeutungen: der tolle Installateur der, der dummen Hausfrau das richtige Waschmittel gibt, oder umgekehrt der arme dumme Mann der glaubt er kann die Geschirrspülmaschine voll stopfen – es ist die Frau die dafür das richtige Spülmittel hat und so dem armen Mann seinen Triumph lässt. Ein großartiges Frauenbild 😉 Die Frau ist für den Haushalt zuständig, weil nur sie sich richtig auskennt, und wenn sie einen Fehler macht dann ist der kluge Installateur da der ihr aus der Patsche hilft.
Oder ein anderes Beispiel (eines das mich wirklich aufregt) das wirbt ein deutsches Versandhaus mit einer Dschungelszene, der Mann schildert ganz aufgeregt von seiner Begegnung mit einem Gorilla und im entscheidenden Moment unterbricht ihn seine Frau weil sie das „perfekte“ Kleid gesehen hat. – Mein Gott sind Frauen oberflächlich….
Das Erschreckende daran ist aber nicht die Werbung selbst, denn Werbemacher forschen und spekulieren bei ihren Produktionen wie sie am besten ihr Produkt an den Mann/Frau bringen – sie produzieren Zielgruppenorientiert. Also sind es augenscheinlich die Konsumenten die sich von dieser Werbung angesprochen fühlen. Also sind wir selbst diejenigen die es in der Hand haben, dieses gesellschaftliche Bild zu ändern. Gesellschaftspolitik ist kompliziert und langwierig.
Ich glaube einfach nicht, dass wir das Frauenbild per Gesetz ändern können, es ist ein langsamer Prozess und manches wird bleiben (also der dumme Mann der den Geschirrspüler nicht bedienen kann 😉 Aber die Bundeshymne und ihre Änderung ist ein Symptom dieses Prozesses. Aber auch Andreas Gabalier ist ein Symptom dieser Entwicklung, es braucht einen Gegenpol und das sind wohl seine Liedertexte mehr denn seine minder wichtige politische Meinung. Einmal gehört und ich bin kein Fan geworden. Marcel Hirscher hat ein sehr überlegtes ruhiges ehrliches Interview gegeben und hat Feingefühl bewiesen. Also werde ich ihm auch weiterhin die Daumen halten, mich bei seinen Interviews amüsieren und über jeden Sieg freuen, denn das entspricht unserer Rollenaufteilung dieser Welt…..