Der Wahlkampf ist vorüber und der Wähler hat entschieden. Von allen Seiten her wird jetzt analysiert, was der Souverän wohl mit seiner Wahl gemeint hat. Die Kommentatoren scheinen sich aber in einem einig zu sein: Der Wähler hat sich nicht FÜR, sondern GEGEN etwas entschieden, namentlich gegen die beiden „Großparteien“. Insbesondere die Zuwächse der FPÖ werden gerne so interpretiert. Natürlich ist die andere Schlussfolgerung – dass  die Österreicher vielleicht wirklich eher „rechts“ denken, die unangenehmere Variante. Persönlich finde ich beides erschreckend.  Es sagt nichts Gutes über das allgemeine Demokratieverständnis in Österreich aus.

Entscheidend aber ist,  was jetzt   mit diesem Wahlergebnis passiert – wie wird die künftige Regierung ausschauen? Ist die Botschaft angekommen? Wenn man den Worten unserer Politiker glaubt: ja. Michael Spindelegger spricht von einem „Denkzettel“, Werner Faymann gelobt Besserung und Eva Glawischnig freut sich schon auf die Oppositionsarbeit. Einzig HC Strache geht überraschend einen neueren Weg und bietet an mitzuregieren. Ach ja, und die NEOS wären auch bereit, ein Päckchen der Arbeitslast zu tragen. Einzig das Team Stronach weiß nicht so recht was es jetzt tun soll. Die Zeitungen spekulieren auf Koalitionsvarianten, interpretieren die Reaktionen der Parteien, spielen „wer wird was“ und warten darauf, der künftigen Regierung wieder ihre Unvollkommenheit vor Augen zu führen. Also eigentlich „more of the same” – so wie immer halt …

Dieses Spiel kennen wir schon und es hat sich in Österreich immer wiederholt. Ein einziges Mal wurde der klassische Weg unterbrochen und der Dritte koalierte mit den Zweiten. Wir wissen alle was von 2000 bis 2007 dann passierte. Beinahe täglich werden die Verfehlungen dieser Zeit medial aufgezeigt. Da sich das rein rechnerisch nicht ausgeht, ist es müßig darüber zu spekulieren. Dreier-Koalitionen, wie auch immer sie zusammen gesetzt sind, wären auch eine neue Variante – aber  sinnvoll?! Mancher Journalist fordert eine „Koalition der klügsten Köpfe“, doch was heißt das? Wer sind die klügsten Köpfe? Und wollen sie überhaupt in die Politik? Fragen, nichts als Fragen.

Und dann gibt es auch noch das steirische Ergebnis. Dort ist, zum medialen Entsetzen, die FPÖ die Nummer Eins geworden. Im vielgepriesenen reformvorzeige Bundesland haben die Bürger Nein gesagt! Nein zur viel gelobten Reformpartnerschaft von Voves und Schützenhöfer oder haben die Steirer Nein gesagt zum Stillstand im Bund? Betrachtet man die Medienberichte vor der Wahl kann man getrost sagen: die Steiermark hat ihrer Landesregierung einen „Denkzettel“ verpasst. Ganze Gemeindeinitiativen haben aufgerufen, aus Protest gegen Gemeindezusammenlegungen, nicht für ÖVP und SPÖ zu stimmen – Gemeindezusammenlegungen, die nur in der Steiermark stattfinden. Also wollen die Österreicher, oder zumindest die Steirer, doch keine Reformen?

Bei all diesen offenen Fragen kann man dennoch das Ergebnis getrost als fifty/fifty Entscheidung bezeichnen. 50 Prozent bestätigten die Regierung, die andere Hälfte entzog der Regierung ihr Vertrauen. So wurde die Aufgabe vor der Österreichs Politiker nun stehen, am Sonntag denkbar schwerer als sie sowieso schon immer war. Denn egal welche Entscheidungen in den kommenden Verhandlungen getroffen werden: die Hälfte der Österreicher wird gleich am Anfang enttäuscht sein. Was auch wiederum „The same procedure as every time” entspricht …


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