Es ist schon immer wieder erstaunlich, seit Wochen bzw. eigentlich schon seit Jahren wird die ÖVP tot geschrieben. Mal ist es eine einzelne Stadtpartei, mal ist es der Bund. Manche große Zeitschrift hat sein Cover schon als Totenanzeige gestaltet oder es gibt geschmacklose Twitternachrichten von Oppositionsabgeordneten. Seit ich politisch denken kann begleiten mich auch schon Abspaltungs-gerüchte. Und mit der Entstehung der NEOS gibt es ja sogar einen Beweis, dass eine neue „bürgerliche“ Partei entstehen kann. (wobei man sicher über die Bürgerlichkeit der NEOS diskutieren kann – ist aber heute nicht mein Thema). Eines mal gleich vorausgeschickt, die Tatsache das es jetzt wieder Abspaltungsgerüchte gibt beweist zumindest das die NEOS auch nicht der Weisheit letzter Schluss sind.
Gut also heuer stehen wieder ein paar Wahlen an und ein paar Wahlen haben sogar schon stattgefunden. Da wären mal die AK-Wahlen, egal was man sagt, dort scheint alles beim Alten zu bleiben. Es geht keiner hin (was eigentlich eine Schande ist wenn man bedenkt wie viele wichtige Entscheidungen dort getroffen werden z.B. über das österreichische Gesundheitssystem) und die FSG hält Bundesweit gesehen seine Mehrheit. Bei den Salzburger Gemeinderatswahlen gelten die NEOS als die großen Sieger weil sie von Null auf Zweistellig gekommen sind. Wen interessiert´s da schon wer in welcher Gemeinde Bürgermeister geworden ist. Ist doch wurscht 😉
Und dann kommen da demnächst die EU-Wahlen, eine Denkzettelwahl für die Regierungsparteien, wie jetzt schon medial überall verbreitet wird. Sogar wenn ein paar Umfragen auftauchen die die ÖVP auf Platz eins sehen, steht die Volkspartei bereits wieder als der Verlierer fest. Und jetzt betrachten wir einmal die Interne Reaktion der ÖVP:
Beginnen wir mit den Wählern die mir so tagtäglich über den Weg laufen, selbst Freunde und Bekannte die sonst nicht politisch aktiv sind hinterfragen nun bei mir, was denn mit dieser ÖVP los sei, was ich von den NEOS halten würde und warum denn diese Regierungsparteien nicht einfach „machen“. Da muss man halt… ist eine Floskel die in diesem Zusammenhang, egal welches Thema, immer wieder höre. Als ob Politiker nicht gerne einfach machen würde. Selten sind sich die Menschen im Klaren darüber, welchen systemischen Zwängen Entscheidungsträger ausgesetzt sind. Aber eines stellt man schon mal fest – die Leute beobachten das Geschehen, sagen aus dem Bauch heraus ihre Meinung. Egal ob zu Hypo oder zur Homoehe jeder hat eine Position und oft auch eine „Lösung“ die er vehement vertritt – von Politikverdrossenheit keine Spur, sauer auf die etablierten Parteien schon.
Dann kommen die ÖVP-Funktionäre, bereits mürbe vom Jahrzehntelangen Verteidigungskampf, können sie angesichts der Fragen und Vorwürfen denen sie sich jeden Tag ausgesetzt sehen kaum eine positive Stimmung aufkommen lassen. Ja da wird auf internen und externen Plattformen, ob nun virtuell oder real, gejammert und gestöhnt meist auf die höheren Instanzen. Warum auch, lesen sie ja jeden Tag in der Zeitung, dass die ÖVP schon tot ist oder stirbt. Mancher wehrt sich – denn er/sie fühlt sich nicht tot und ist doch Teil dieser ÖVP. Und dann die klassischen Einwürfe ehemaliger Spitzenpolitikern mit g´scheiten Sprüchen. Da wird manch fleißiger Funktionär auch schon mal ziemlich sauer, auf die „Oben“ die „Alten“ und natürlich die „Medien“
Und dann zum Schluss die offizielle Bundespartei, die das Problem zu ignorieren scheint. Betonung liegt auf scheint. Aus eigener Erfahrung weiß ich wie hilflos man sich in solchen Situationen fühlt. Von allen Seiten hört der Spitzenpolitiker und seine Mannschaft nur was falsch ist. Welches die bessere Lösung gewesen wäre. Nicht konservativ genug – nicht liberal genug – nicht ehrlich – nur Machtgeil – und am Schluss natürlich ist die ÖVP generell korrupt. Die Journalisten sind Feinde, von den Wählern hört man auch nur Beschwerden, selten schreibt einer wenn er zufrieden ist, die eigenen Funktionäre lassen einem im Stich und in dieser Atmosphäre soll man dann noch Arbeiten. Also ist man dann sauer auf die ganze Welt.
Am Schluss noch ein kurzes Wort zu den Journalisten – die sind nämlich natürlich auch sauer. Sauer auf die Politik denn es gibt keine guten Storys, also bleiben ihnen nur Vermutungen und Spekulationen. Durch das zerstörte Vertrauensverhältnis zwischen Politik und Medien geht diese Spirale immer mehr nach unten.
Wir halten fest alle sind sauer – sauer auf einander und sauer auf sich selbst – und wie kommen wir aus diesem Teufelskreis? Das ist eine Frage die sich nicht nur die ÖVP stellen sollte, sondern das ganze System. Und bevor nun alle verzweifeln, so sagt uns die Geschichte, dass in den schwierigsten Situationen es immer wieder die ÖVP war die über Lösungen nachgedacht hat. Und auch gehandelt hat, selbst wenn die ÖVP kurz vor dem Auszählen ist, sie arbeitet weiter für Österreich und vergräbt sich nicht im Selbstmitleid. Im Anbetracht der Entwicklungen der letzten Tage, Mölzer Entgleisungen und Russen Sager von Frau Mlinar, und der Tatsache das Othmar Karas, aber auch Elli Köstinger, Heinz Becker und Paul Rübig seit Jahren für Österreich in Europa arbeiten wird der 25. Mai zeigen wo die ÖVP steht!